Es ist Sonntagvormittag, die Sonne scheint und jede Menge Menschen tummeln sich durch eng aneinandergereihte Stände. Wir befinden uns leider nicht auf einem indischen Basar, sondern auf dem guten alten Flohmarkt irgendwo in einem kleinen Städtchen. Wo man auch hinschaut stapeln sich verschiedenste Schätze aus dem Keller. Für diesen besonderen Anlass wurden die Wertvollsten Dachbodenfunde herausgeholt und die Tapeziertische biegen sich unter der Last der aussortierten Kleider.
Der moderne Mensch liebt es Geld zu verdienen. Das mag in vielen Aspekten des Lebens als Nachteil gelten. Bezogen auf das Thema Flohmarkt ist das aber eine sehr vorteilhafte Eigenschaft. Alles was wir besitzen wird automatisch mit einem finanziellen Wert belegt. Bevor wir irgendetwas wegschmeißen überlegen wir somit immer, ob wir unseren „Müll“ noch zu unserem Vorteil veräußern können. Und auch wenn wir unsere Chancen auf einen Verkauf meist überschätzen, so behalten wir doch noch Dinge, welche man nicht zwangsläufig wegschmeißen muss. Obwohl wir nicht aus einem nachhaltigen Grundgedanken heraus handeln, fördern wir zu einem kleinen Teil einen nachhaltigeren Konsum. Wir geben anderen Personen die Möglichkeit Dinge zu erwerben, die eine einzelne Person nicht mehr nutzt, indem wir sie anbieten. Letztlich freut sich der Verkäufer über das Geld und das er seinen alten Krempel losgeworden ist. Der Käufer ist der festen Überzeugung ein Schnäppchen gemacht zu haben und endlich das zu besitzen, was er schon seit Langem haben wollte. Gleichzeitig bleiben die Produkte weiter in Benutzung und fallen nicht noch mehr der Umwelt als Abfall zur Last. Es ist also für alle Seiten eine positives Geschäft.
Die Verkaufsplattformen sind zu heutiger Zeit sehr vielfältig. Neben dem typischen Flohmarkt auf dem Marktplatz gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Online-Plattformen, um gebrauchte Dinge zu erwerben oder zu veräußern. Auch wenn der Versand über längere Strecken natürlich immer noch eine negative Auswirkung durch den Transport verursacht, ist eine Neuanschaffung aus umwelttechnischer Sicht weitaus schlechter. Das neue Produkt muss hergestellt werden. Dafür sind wiederum Materialien notwendig, welche von Wer-Weiß-Woher kommen. Von der Produktionsstätte zum Verkaufshaus fallen wiederum Transportwege an und der Kunde muss letztlich auch noch seine Neuanschaffung bis nach Hause bekommen. Gleichzeitig wird das „alte“ Produkt als Müll deklariert. Jeder Prozess der Müllentsorgung ist wiederum mit unzähligen energieaufwendigen Schritten verbunden. Lässt es sich Vermeiden ist ein Gebrauchtkauf somit meistens besser.
Ziel dieses Beitrages ist es, dass mehr Menschen sich dem Aufwand stellen und ihre eigenen Sachen anzubieten. Dazu möchte ich sagen, dass Zeit ein wichtiger Punkt ist. Für den herkömmlichen Flohmarkt ist man meist den ganzen Tag unterwegs und der eigentliche Verdienst ist im Verhältnis dazu meist gering. Auch bei Onlineplattformen ist das Erstellen der Anzeigen mit Bild und Textbeschreibung meisten aufwendig. Dazu kommt das Beantworten der Anfragen, der eventuelle Versand bzw. das Treffen mit dem Käufer. Sollte sich nicht gleich ein Käufer finden, müssen die Anzeigen aktualisiert werden. Insgesamt ist es ein langwieriger Prozess diverse Dinge loszuwerden. Trotzdem freu ich mich über jeden einzelnen Verkauf, sei der Verdienst noch so gering. Hat man genug Platz ist es auch kein Problem die Sachen über mehrere Monate hinweg Stück für Stück zu veräußern.
Das spannende an der Thematik Flohmarkt ist, dass die Menschen untereinander so stark verschieden sind. Ich bin Sachen losgeworden von denen ich nie Gedacht hätte, dass man damit noch was anfangen kann. Es gibt für alles heutzutage Liebhaber und Sammler, aber auch einfache Leute, welche teilweise nicht genug Geld haben um sich Dinge neu zu kaufen. Deshalb: stellt alles was ihr habt und loswerden wollt irgendwo zur Verfügung. Setzt euch ein Zeitlimit, bis wann ihr was verkauft haben wollt. Passt zwischendrin eure Preise kontinuierlich an und sollte sich nach Ablauf euerer Frist noch niemand gefunden haben ist verschenken immer noch eine Option. Alles ist besser als etwas sinnlos wegzuschmeißen. Es gibt auch Läden, an welche man alle möglichen Waren spenden kann (siehe).
Die regionalen Flohmärkte vor Ort bieten meist noch einen weiteren Aspekt. Es gibt Bevölkerungsgruppen, welche nur durch den Handel von gebrauchten Dingen leben. Dazu werden sehr gerne Sperrmüllhaufen, oder Schrottcontainer nach noch wertvollen Gegenständen durchsucht. Die angebote Ware sieht oft auch aus, wie aus dem Müll geholt. Interessanterweise stehen an den unzähligen Kartons dieser Anbieter meistens trotzdem sehr viele Menschen und graben sich durch Unmengen an Waren. Es werden hier auch regelmäßig Sachen gekauft. Letztlich wurde Produkte vor der Entsorgung gerettet, deswegen Hut ab für diesen Aufwand. Das Ganze funktioniert hier aber nur, weil die Leute sich die Gegenstände wirklich vor Ort anschauen können. Im Onlinehandeln lassen sich gerade bei gebrauchten Gegenständen Mängel und nicht funktionale Bauteile sehr leicht vertuschen. Die Vertrauensbasis ist gegenüber dem direkten Käuferkontakt viel schwächer ausgeprägt, weshalb bei vielen Sachen auch nicht zugeschlagen wird. Es ist also wirklich von Vorteil mal das Haus zu verlassen. Zumal man meistens mit den Verkäufern noch nette Gespräche führen kann.
Also geniest das schöne Wetter, nehmt die Person euerer Wahl bei der Hand und schlendert über den nächst besten Flohmarkt!