Nieder mit dem Shampoo!

Beautyprodukte gibt es heutzutage für alles und jeden. Egal ob Gel für die Augenbrauen, oder Puder für die Füße. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Nutzen erschließt sich mir bei vielen Dingen nicht, aber wer bin ich schon darüber zu richten? Obwohl immer mehr Produkte auf den Markt geschwemmt werden, läuft meine Entwicklung genau in die entgegengesetzte Richtung. Die Frage die ich mir gestellt habe: Brauchst du wirklich alle deine Badutensilien, oder kann man der Umwelt zuliebe auf diverse Produkte verzichten? Nach reichlich überlegen und anhand mangelnder Produktvielfalt in meinem Beautycase viel meine Entscheidung letztlich auf den Verzicht von Shampoo.
Bevor ich näher auf die Einzelheiten eingehe, eins vorweg. Das Weglassen von Shampoo ist ein langwieriger Prozess, der sehr selten schöne Haare in der Anfangszeit hervorruft. Die Pandemie der letzten zwei Jahre hat dafür gesorgt, dass man zwangsweise zu Hause bleiben durfte, wenig Kontakt zu anderen Personen pflegen konnte und deshalb etwas weniger auf sein Äußeres achten musste. Das war natürlich ein perfekter Zeitpunkt zum Starten des Experiments.
Generell nutzen wir Shampoo, um unsere Haare zu entfetten und gleichzeitig zu säubern. Es entfernt Schmutz, Staub, Schuppen oder andere Chemikalien, die wir für unser Haarstyling verwenden. Dabei gibt es Shampoo für glänzende Haare, stumpfes Haar, größeres Volumen, … und noch sehr viele weitere Kombinationen. Gleichzeitig kann man aber auch Kopfhautproblemen vorbeugen. Das alles klingt erstmal so, als bräuchte man unbedingt Shampoo. Trotzdem kann man den Absprung zu handelsüblichen Produkten schaffen!
Eins vorweg: Ganz ohne Haarpflege geht es leider nicht. Zumindest nicht für mich. Durch das lebenslange Verwenden von billig Shampoos sind die Haare bereits „abhängig“ und verfetten sehr schnell ohne regelmäßige Anwendung. Die Industrie sorgt hier auf den ersten Blick für glänzende Haare … aber nur kurzfristig. Erst eine kontinuierliche Verwendung lässt stetigen Konsum und damit dauerhafte Einnahmen zu. In der Anfangszeit ist deshalb Disziplin gefragt, bis sich die Haare an eine Umstellung gewöhnen. Der ganze Prozess hat bei mir ca. 3 Monate gedauert. Meine Umstellung ging dabei von „fast jeden Tag Shampoo“ auf „fast nur noch normales Wasser“. Neben normalem Wasser vertraue ich mittlerweile auf ein Hausmittel. Mein Retter für gelegentliches entfetten ist für mich die Spülung mit Natron und Apfelessig (saure Rinse).

Saure Rinse:

  • ein gehäufter Teelöffel Natronpulver (gibt es in vielen Supermärkten und auch in der Drogerie; große Packungen, wie auch einzelne kleine Tütchen) in eine Schüssel geben
  • 1 – 1,5 Teelöffel Wasser dazu und gut verrühren
  • zwei Esslöffel Apfelessig mit 1 Liter Wasser vermischen
  • Haare normal nass machen
  • Wasser-Natrongemisch gründlich auf Kopf verteilen und einreiben
  • alles mit klarem Wasser spülen
  • verdünnten Apfelessig als Nachspülung der Haare nutzen -> dient zum pH-Ausgleich und sollte nicht nochmal abgespült werden

Die Haare fühlen sich danach wieder sehr luftig und fettfrei an und der Geruch von der Apfelessignachspülung ist bei weitem nicht so schlimm, wie man vllt. denkt. Das Ganze mache ich in unregelmäßigen Abständen. Mal einmal pro Woche, ab und an nur alle zwei bis drei Wochen. Kommt ganz darauf an was für Aktivitäten ich betreibe in der Zeit. Dazwischen reicht es, wenn ich meine Haare alle zwei, drei Tage nur mit Wasser abspüle. Dabei sollte man darauf achten, dass das Wasser nicht heiß ist. Lauwarm bzw. kaltes schont die Haare und verbraucht dabei auch weniger Energie zur Erwärmung des Wassers. Man sollte die Haare zudem sehr oft kämmen, um die Talgproduktion anzuregen und alles gleichmäßig auf den Kopf zu verteilen.
Eine Anmerkung an dieser Stelle: die Haare sind ohne Shampoo einfach anders. Damit möchte ich sagen, dass ihr auf Shampoo verzichten könnt, eure Haare aber eine andere Struktur entwickeln. Das Gefühl der Haare verändert sich, obwohl sie äußerlich noch vollkommen in Ordnung sind. Ich bin ehrlich und mache gegenüber Shampoo Abstriche. Der Glanz und die Luftigkeit ist bei reiner Wasseranwendung nicht gegeben. Damit kann ich aber durchaus Leben, da die Haare trotzdem gut aussehen. Anders, aber gut.
Während der Coronazeit waren die Friseure angehalten keine Trockenschnitte mehr durchzuführen. Dadurch musste ich gezwungener Maßen die Verwendung von Shampoo vor Ort zulassen. (Ich hatte gefragt, ob nur Wasser ok ist. Aber das wäre nicht gegangen, da natürlich durch das Shampoo Coronaviren getötet werden. Alles klar?! Wozu also Desinfektionsmittel kaufen?). Jedenfalls meinte die Friseurin, dass die Haare ohne Shampoo nicht sauber werden. Das kann ich nicht bestätigen, soll aber jeder für sich entscheiden. Ich habe auch keine juckende Kopfhaut oder Schuppen bekommen. Fazit: Ich bin zufrieden. Aber das einmalige Verwenden von Shampoo alle paar Wochen beim Friseur macht die Haare nicht wieder rückfällig und da kann ich schon mal ein Auge zudrücken, auch wenn sich mir die Verbindung zwischen Corona und Shampoo nicht erschließt.
Das Weglassen von handelsüblichem Shampoo funktioniert aber nicht bei allen Personen. Ich trage meine Haare sehr kurz und die Pflege ist dementsprechend einfach durchführbar. Da ich das Experiment nicht alleine durchgeführt habe, kann ich sagen, dass es bei langen Haaren weitaus problematischer ist. Den Glanz und die Konsistenz der Haarstruktur zu halten nur über Wasser und saure Rinse hat hier nicht funktioniert. Trotzdem gibt es gute und umweltfreundliche Alternativen. So z.B. Haarseife oder festes Shampoo, welche viel weniger Verpackungsmaterial benötigen und auch sehr lange nutzbar sind.
Was hat nun die Umwelt von dem Ganzen? Ich spare zum einen den Plastikmüll der Shampooflaschen. Natron und Apfelessig produzieren auch Müll, aber durch die sehr sporadische Anwendung komme ich mehrere Monate damit aus. Zum anderen wird weniger Mikroplastik, welches in vielen Kosmetikprodukten zu finden ist, ins Abwasser geleitet. Kläranlagen sind oft nicht in der Lage alles Vollständig herauszufiltern. Ein weiterer Punkt den ich für mich festgestellt habe: Ich muss meine Haare nicht mehr so oft waschen und kann dadurch Wasser sparen.